Kompostierungsanlage in Nieheim rüstet auf zum Energiewerk
Die Kompostierungsanlage in Nieheim soll erweitert werden. Mit einem umfangreichen Maßnahmen- und dem größten Investitionspaket in der KOMPOTEC Firmengeschichte soll das Werk zukünftig entscheidend zur Energieversorgung durch Biomethan aus Bioabfall und Strom aus Wind- und PV-Anlage beitragen. Am 12. September 2022 fand zu diesem Anlass ein Vor-Ort-Termin unter Leitung des NRW-Landtagspräsidenten André Kuper statt. Die weiteren Teilnehmer der Delegation waren der Bundestagsabgeordnete Christian Haase, die NRW-Landtagsabgeordneten Matthias Goeken und Klaus Hansen, Regionalratsvorsitzender des Kreises Höxter Heinz-Günter Koßmann sowie Nieheims Bürgermeister Johannes Schlütz.
Die Gewinnung von Biomethan aus Bioabfall wird aufgrund der aktuell unsicheren Energieversorgungslage vielfach diskutiert. Baden-Württemberg hat sich beispielsweise dazu entschieden, Bioabfall zukünftig ausschließlich in die Vergärung zu geben. Und auch im NRW-Koalitionsvertrag von CDU und Grünen wurde festgehalten, dass ein vermehrter Einsatz von Reststoffen, Bioabfällen und Gülle zur Energieerzeugung erfolgen soll.
Die Kompostierungsanlage am Standort Nieheim wurde seit ihrer Inbetriebnahme 1996 mehrfach erweitert und auf die stetig steigenden Umweltanforderungen und Qualitätsvorgaben hin optimiert. So erkannten die Anlagenbetreiber der KOMPOTEC Nieheim frühzeitig das enorme Potenzial der Vergärung, sodass bereits 2006 mit Hilfe eines eigenen und speziell zur energetischen Nutzung der Bioabfälle entwickelten Verfahrens eine Teilumrüstung der Anlage vorgenommen wurde. Seitdem werden bei einer Anlagendurchsatzleitung von 98 500 t/a aus einer Teilmenge von 24 000 t Bioabfall jährlich rund 3,4 Mio. m3 Biogas erzeugt und über ein BHKW verstromt.
Das kurzfristige Maßnahmenpaket der aktuell geplanten Anlagenaufrüstung umfasst die Erweiterung der Gesamtanlagenkapazität auf 108 000 Jahrestonnen sowie die Errichtung einer in der Effizienz verbesserten Biogasanlage für 84 000 t Bioanfall jährlich. In der neuen Biogasaufbereitungsanlage (BGAA) werden dann jährlich 10,5 Mio. m3 Biogas zu 5,7 Mio. m³ Biomethan in Erdgasqualität veredelt und in das Erdgasnetz eingespeist. Zum Vergleich: Der Erdgasbedarf für die Beheizung einer 100 m² Altbauwohnung liegt bei etwa 2000 m³ Erdgas im Jahr. Somit können also umgerechnet 2850 Altbauwohnungen oder rund 10 000 gut wärmegedämmte Wohnungen mit dem Biomethan aus Nieheim beheizt werden.
Ebenfalls im Anlagenerweiterungspaket enthalten sind der Bau von zwei Flüssigdüngerlagern mit je 6000 m³ Volumen und die Errichtung einer Logistik- und Lagerhalle.
Für die Stromversorgung der bestehenden und neuen Verfahrenstechnik wird die vorhandene Photovoltaikanlage eingesetzt und eine Windkraftanlage direkt am Standort hinzugebaut. In der Bilanz wird damit das gesamte Werk autark mit Strom versorgt und zudem noch ein Überschuss von jährlich 6 Mio. kWh grünem Strom in das öffentliche Netz eingespeist. Das reicht, um nochmals 2000 Haushalte mit Strom zu versorgen.
All diese Maßnahmen dienen nicht nur einer hochwertigen Abfallbehandlung, sondern auch der Ressourcenschonung (Herstellung von organischem Volldünger und Torfersatz) und leisten nun auch einen wichtigen Baustein zur energiewirtschaftlichen Unabhängigkeit. Nach Umsetzung der geplanten Erweiterungsmaßnahmen wird die Anlage in Nieheim die größte Anlage zur Erzeugung von Biomethan aus Bioabfall innerhalb Deutschlands sein.
„Mit diesem Leuchtturmprojekt setzen wir ein deutliches Zeichen für Nachhaltigkeit in jeder Beziehung. Indem wir uns frühzeitig diesen Herausforderungen stellen, können wir einen enormen Beitrag zur Energiewende leisten“, erklärt Karlgünter Eggersmann, Geschäftsführer der Eggersmann Gruppe.
Die Erweiterung der Anlage erfolgt in Zusammenarbeit zwischen der KOMPOTEC Kompostierungsanlagen GmbH, der Eggersmann Anlagenbau GmbH sowie der Fechtelkord und Eggersmann GmbH. Alle drei Firmen sind Teil der Unternehmensgruppe Eggersmann.