Das ist Gold wert

Sammelaktion für geschlossenen Recyclingkreislauf von Folienverpackungen

Auch bei den Kunden von HAVER & BOECKER schlummert die wertvolle Möglichkeit der Wiederverwertung von Verpackungsmaterial aus Kunststoff. Mit der ADAMS®-Technologie füllen Kunden des Unternehmens pulverförmige Produkte in PE-Gebinde. Und das aus gutem Grund: das verpackte Produkt wird so am besten geschützt – bis zum Einsatz beim Endkunden.

Die Foliensäcke bestehen aus Monomaterial. Anders als bei einem Joghurtbecher, bei dem Plastikbehälter vom Aluminiumdecken getrennt werden müssen, besteht ein ADAMS®-Sack aus nur einem direkt recyclingfähigen Material. Außerdem sind ADAMS®-Säcke vollständig restentleerbar und dadurch besonders gut zum Recyceln geeignet. Wie kann dieses Verpackungsmaterial als Wertstoff in den Recyclingkreislauf zurückgeführt werden?

Die Frage war, ob es gelingt, die Foliensäcke, die mit den ADAMS®-Anlagen befüllt werden, als Wertstoff einzusammeln. HAVER & BOECKER hat einen Selbstversuch gestartet und dabei gezeigt, dass es geht. Insgesamt 15 t Plastikabschnitte wurden gesammelt, anschließend von Berry Global im Werk Steinfeld aufbereitet und für die Herstellung neuer Foliensäcke wieder eingesetzt.

Plastik hat, zum Teil unberechtigt, ein negatives Image. Nutzt man den Kunststoff als reines Wegwerfprodukt, hat es nachteilige Konsequenzen. Themen, wie nicht fachgerechte Entsorgung oder Verschmutzung der Meere werden öffentlich diskutiert. Um die Vorteile von PE vollumfänglich zu nutzen, muss das Material in den Recyclingkreislauf zurück. Plastikverpackungen sind ein funktionaler Weg, um Produkte sicher zu schützen. Sie sind Wertstoffe, die im besten Fall nach der Nutzung weiterverwendet werden:

  • Thermische Nutzung: Sie werden verbrannt und die Energie genutzt.
  • Chemisches Recycling: Aus dem Material lässt sich mit modernen Verfahren Öl gewinnen.
  • Stoffliches Recycling: Sie werden zu Rezyklat verarbeitet und je nach Güte des Materials bei der Herstellung neuer Folien verwendet.

Die Sammelaktion

Die Foliensäcke sind restentleerbar und dadurch einfach recycelbar. In der Theorie ist das allen klar. Ein Blick in die Praxis zeigt: Folienverpackungen werden durchaus gezielt gesammelt und entsorgt. Der Restmüllcontainer ist die teuerste Entsorgung. Aber die Erkenntnis, dass Folien Wertstoffe sind, nimmt stetig zu.

Die Einschätzung von HAVER & BOECKER: 1/3 der Endkunden entsorgt vorbildlich, 1/3 könnte dafür motiviert werden, 1/3 ist eher schwer zugänglich. Mit der Sammelaktion wollte das Unternehmen daher ein Zeichen setzen. Es war an der Zeit zu zeigen, dass die Folienreste eingesammelt werden können und wie aus einer alten eine neue Verpackung entstehen kann. Damit möchte HAVER & BOECKER das Bewusstsein dafür schärfen, dass Folie ein Wertstoff ist und es sich lohnt, diesen in einen Kreislauf zu bringen.

Alle Maschinen werden vor dem Versand an den Kunden im Werk eingestellt und gehen dafür zur finalen Freigabe in den Testlauf. Dabei entstehen eine Menge Folienreste, die nicht mehr genutzt und üblicherweise regulär entsorgt werden. Mit dem Folienhersteller Berry Global, einem der langjährigen Partner des Unternehmens, hat HAVER & BOECKER einen      Recyclingprozess für seine Folienprodukte initiiert. Das war die Grundlage für die Möglichkeit, die Folienreste zu sammeln und für eine Wiederverwertung aufbereiten zu lassen.

Die ADAMS®-Technologie

Mit der ADAMS®-Technologie füllen die Kunden von HAVER & BOECKER pulverförmige Produkte in PE-Gebinde. Dies ist eine nachhaltige Lösung, denn die Säcke, die mit der ADAMS®-Technologie befüllt werden, bestehen aus Monomaterial, sind reißfest, lange haltbar, wiederverschließbar, einfach zu entleeren und 100 % recycelbar. Das verpackte Produkt wird so am besten vor Witterungseinflüssen geschützt. Von der Abfüllung des Produkts über die Lagerung der Säcke bis zum Transport des Guts an den Endkunden für die Anwendung am Einsatzort geht kein aufwendig hergestelltes Produkt verloren.

Die Reduzierung des Materialverlusts ist das entscheidende und nachhaltige Moment: Der CO2-Fußabdruck z.B. allein für 25 kg Zement liegt in Deutschland bei ca. 14 250 g (das entspricht 570 kg CO2 e/t Zement). Für jeden einzelnen Zementsack, der nicht „auf der Strecke“ bleibt, hat sich der Einsatz von Kunststoffsäcken gelohnt. Je mehr wertvolles Produkt tatsächlich verwendet wird, desto weniger Ressourcen werden verschwendet. Das allein ist schon nachhaltig und ressourcenschonend.

Die Deutsche Umwelthilfe hat dies in einem Schreiben an HAVER & BOECKER so formuliert: „Grundsätzlich wären Mehrwegsäcke hier höchstwahrscheinlich die umweltfreundlichste Lösung. Bei der Auslieferung neuer Säcke könnten die leeren Säcke einfach wieder mitgenommen werden und daraufhin wieder befüllt werden. Wenn das nicht möglich sein sollte, wäre es wichtig, auf Recyclingfähigkeit und einen hohen Rezyklateinsatz in den Säcken zu achten. Verbundmaterialien sind deshalb unserer Einschätzung nach eher weniger geeignet. [Darum] […] ist unserer Einschätzung nach hier der reine PE-Sack die beste Variante, wenn Mehrweg nicht möglich ist. Zusätzlich sollte auf möglichst geringen Materialeinsatz und große Füllgrößen geachtet werden.“

Die Kunden von HAVER & BOECKER sind von den Vorteilen überzeugt. Mittlerweile füllen weltweit mehr als 200 ADAMS®-Anlagen Tag für Tag aufwändig hergestellt Pulverprodukte ab. 2014 hat HAVER & BOECKER mit ADAMS® insbesondere wegen der nachhaltigen Verpackung sogar den Sustainability Award von Lafarge gewonnen. Trotzdem wird das Unternehmen, werden die Kunden und auch der Zwischenhändler immer wieder mit dem durchaus negativen Image von Plastik konfrontiert. Daher gilt: Das Material muss in den Recyclingkreislauf zurück.

Umsetzung der Sammelaktion

Alle beteiligten Kolleginnen und Kollegen bei HAVER & BOECKER verstanden sofort, dass es sinnvoll ist, die Folienreste zusammen zu tragen und in Gitterboxen zu sammeln. Nach einigen Monaten war ein riesiger Berg aus Plastikabschnitten entstanden und wurde auf einen Sattelzug geladen. Mit insgesamt 15 t Material machte sich der Fahrer auf den Weg zum Folienhersteller Berry Global.

Dort angekommen, wurden die Folienreste gewaschen, zerkleinert und zu Regranulat verarbeitet. Anschließend wurde unter Zugabe von 50 % Neumaterial eine neue Schlauchfolie für die Verwendung mit den ADAMS®-Anlagen hergestellt. Das Ergebnis: Ein aus 50 % Rezyklat hergestellter hochwertiger neuer Sack zur Verpackung von pulverförmigen Schüttgütern. Damit hatte HAVER & BOECKER mit der Sammelaktion den Kreislauf geschlossen und gezeigt, dass sammeln und recyceln einfach sein kann und Folie eine zukunftssichere und nachhaltige Verpackung ist.

Fit für die Zukunft

HAVER & BOECKER blickt optimistisch in die Zukunft. Mit der Sammelaktion sollte das Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass die Folienverpackung eine wertvolle Ressource ist. Recyclingunternehmen nehmen diesen Wertstoff dankend an. Recycling wird immer mehr zur Perspektive; große und erfolgreiche Handelskonzerne sehen hier sogar eine strategische Ergänzung. Dieser Trend kann auch im Baustoffsektor beobachtet werden.

So hat mit Heidelberg Materials ein führender Baustoffhersteller Ende November 2022 die Übernahme eines Berliner Baustoff-Recyclingunternehmens angekündigt, um die „Aktivitäten rund um die Kreislaufwirtschaft deutlich zu stärken“, wie es in einer Meldung heißt. Mitte Dezember folgte die Bekanntgabe der Übernahme eines führenden Recycling- und Baustoffunternehmens in Großbritannien.

Recyclingunternehmen erweitern überall ihre Kapazitäten, die Technik wird immer besser und genauer und macht damit die Sortierung und das Recycling noch einfacher und möglicher. Auf der anderen Seite wird die Entsorgung in den kommenden Jahren nicht günstiger.

Auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen geben die Richtung vor. Der von der Europäischen Kommission vorgestellte „Green Deal“ inklusive des Aktionsplans Kreislaufwirtschaft muss umgesetzt werden. Recyclingquoten für alle Verpackungen werden erhöht werden und weiter zunehmen. Nach der im Januar 2021 in der EU eingeführten Plastikabgabe müssen die Mitgliedsstaaten jetzt 80 Cent pro Kilogramm nicht recyceltem Kunststoffverpackungsabfall an die Europäische Union zahlen. Produkthersteller müssen also über eine Optimierung ihrer Verpackung nachdenken und den Recyclingprozessen und -regeln eine besondere Aufmerksamkeit schenken. Als Partner ist HAVER & BOECKER bereit, seinen Beitrag zu leisten.

www.haverboecker.com

Autoren:

Silvia Benneker und Christian Reinke, HAVER & BOECKER

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