Siebte Lithium-Ionen-Batterie-Recyclingindustrieanlage in Betrieb genommen

Rückgewinnung von über 98 %
schwarzer Masse

Die Anlage läuft im Regelbetrieb mit guter technischer Verfügbarkeit. Die Montagedauer des Projekts betrug ca. vier Monate, wobei die Anlage in ein Bestandsgebäude geplant wurde. Das Ramp-up ist absolviert und ERLOS, eine Tochter der WP Holding GmbH, generiert aktuell 1 t/h Durchsatz, womit das sächsische Unternehmen Kunden bedienen kann. So können im Zweischichtbetrieb jährlich etwa 3500 t an Akkus recycelt werden. ERLOS hatte bereits vorher eine Pilotanlage mit geringerem Durchsatz betrieben. Durch die URT-Linie befindet sich der Kunde nun im vollautomatischen Betrieb. Der Vorteil des eingesetzten thermomechanischen Verfahrens ist die Erhaltung des Lithiums in der schwarzen Masse. Mit der URT-Technologie können über 98 % der trockenen schwarzen Masse zurückgewonnen werden. Diese enthält wertvolle Metalle, wie Cobalt, Nickel und Lithium.

Acting Partner Peter Heßler weist auf die gelungene Zusammenarbeit mit ERLOS hin: „Für unseren Kunden steht die Technologie im Vordergrund. Dadurch herrscht eine sehr offene und ehrliche Kommunikation. Der Austausch von Materialanalysen hilft uns dabei, die Parameter weiterhin zu optimieren. ERLOS ist außerdem sehr erfahren im Batterierecycling, wodurch wir auf einem hohen Niveau projektieren und Details abstimmen können.“

Planungssicherheit durch ein
ganzheitliches Konzept

Der Vorteil des deutschen Anlagenbauers liegt in seiner ganzheitlichen Expertise. URT bietet Gesamtanlagenkonzepte, indem es die Anlagen konzipiert und liefert. Das Unternehmen ist somit einziger Ansprechpartner, wodurch Schnittstellenprobleme vermieden werden können. Gemeinsam mit den langjährigen Lieferanten entwickelt das Unternehmen neue Techniken und Technologien und entwickelt diese weiter, damit die Anwendungseinheiten stetig optimiert werden. Phillip Steinbock, ERLOS Betriebsleiter für Akku-Recycling, hebt die gelungene Zusammenarbeit hervor: „URT hat sich für die ERLOS Produktion und Montagen GmbH als bestmöglicher Partner für das Akku-Recycling herausgestellt. Trotz der Herausforderungen, die ein solches Projekt mit sich bringt, wurden alle Themen klar gemeinsam angegangen und stets lösungsorientiert gearbeitet. Die Anlagentechnik entspricht wohl in Funktion als auch Aufbau den Erwartungen der ERLOS und allen Stakeholdern. Mit dieser Technik sind wir für die steigenden Herausforderungen des Recyclings gewappnet.“

Expertise während der Projektierungsphasen

Durch die Anlagen, die URT bereits gebaut hat, konnte das Unternehmen umfangreiches Wissen, auch im Genehmigungsverfahren, sammeln. Mit dieser Expertise unterstützt URT Kunden weltweit und geht auf die jeweiligen Länderanforderungen, wie beispielsweise die TA-Luft-Verordnung in Deutschland, ein. Diese Anforderungen reichen über elektrische Steuerung, Druckbehälter bis hin zu Sicherheitseinrichtungen. Essenziell sind dabei zwei Bereiche: Zum einen die Anlagensicherheit mit Brand- und Explosionsschutz und zum anderen die Emissionen.

Die langjährige Expertise im Recyclinganlagenbau ist neben Forschung und Entwicklung auch auf die Teilnahme an Konferenzen zurückzuführen. „Dies ist ein adäquates Mittel zur Informationsbeschaffung. So schaffen wir es, Kontakt mit OEMs und Recy­clern weltweit zu halten und ständig zu überprüfen, ob unsere Anlagenkonzepte den Anforderungen der Kunden entsprechen. Wir wollen marktgerechte Konzepte bieten. Dies können wir unter anderem, weil wir seit 30 Jahren im Recyclinganlagenbau tätig sind“, so Heßler.

Wertvolles Know-How durch Anlagenerfahrung

Die erste Anlage wurde bereits 2019 bei der Volkswagen AG in Salzgitter gebaut. Durch über 10 Jahre Erfahrung in der Lithium-Ionen-Battery-Recyclingtechnik und insgesamt über 30 Jahre Erfahrung im Anlagenbau für WEEE-Recycling gewinnen Kunden Investitionssicherheit. „Unsere bereits im Regelbetrieb laufenden Anlagen liefern uns täglich Betriebsparameter und Erfahrungen für ein sehr diverses Input. So generieren wir wichtiges Know-How, das essenziell für die Weiterentwicklung unserer Technik ist“, kommentiert Rainer Hock, CTO der URT Umwelt- und Recyclingtechnik GmbH.

Entscheidend für den Erfolg der Recyclingtechnik ist das Vorwissen aus dem Altkühlgeräte-Recyclinganlagenbau bezüglich der inerten Zerkleinerung, der Schleusentechnik sowie diffusen Emissionen. Heßler betont dabei die Freisetzung von Lösemitteln aus den Elektrolyten. So kann auch Wissen über Explosivität und Brennbarkeit wiederverwendet werden. Dies ist für die Anlagen- und Betriebssicherheit ein entscheidender Faktor.

Exzellenter Service bildet einen wichtigen Baustein

Um die Anlagentechnik nachhaltig effizient zu betreiben, legt URT viel Wert auf eine professionelle Kundendienststruktur. Dazu zählt eine Online Maintenance, wodurch das Unternehmen in Anlagen-Störfällen schnell reagieren kann. Das geschulte Servicepersonal kann bei Notwendigkeit zudem schnell vor Ort sein. URT legt aber vor allem viel Wert darauf, die Kunden dementsprechend zu schulen und wertvolles Wissen weiterzugeben, um eine selbstständige vorbeugende Wartung durchzuführen. In diesem Rahmen hat das Unternehmen ein spezielles Ersatz- und Verschleißteilekonzept ausgearbeitet, das Grundlage für den regelmäßigen Ersatz- und Verschleißteiletausch bildet.

Ein weiterer Baustein des Servicekonzepts, für das sich auch ERLOS entschieden hat, bildet das Poolschneidwerke-System, das auf die Zerkleinerungstechnik abzielt. Das Zerkleinerungsergebnis beeinflusst die nachgeschaltete Trenntechnik sowie die Durchsatzleistung und ist somit entscheidend für den optimalen Recyclingprozess. Bei dem von URT angebotenen Mietsystem werden dem Kunden passende Ersatzteile aus dem firmeneigenen Schneidwerkspool zur Verfügung gestellt, die bei Verschleiß vom geschultem Serviceteam gegen neue oder überholte Schneidwerke ausgetauscht werden. Dadurch können hohe Neuanschaffungskosten vermieden werden und ein hoher Grad an Flexibilität gewährleistet werden.

Politische Unterstützung und
künftige Projekte

An der Eröffnung der ERLOS-Anlage nahm Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer teil. Er betonte die Wichtigkeit einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft als Grundlage für zukunftsorientierte Wertschöpfung: „Rohstoffe, die wir bekommen, dürfen wir nicht, wie in der Vergangenheit, verbrauchen, sondern müssen sie einem Kreislauf zuführen.“

Peter Heßler hebt in diesem Zusammenhang die entscheidende Rolle der Politik als zentralen Stakeholder hervor. Die Verfahrenstechnik wird durch gesetzliche Vorgaben unterstützt, die sich auf die Rückgewinnungsquoten beziehen. Die Europäische Kommission hat hierzu einen regulatorischen Rahmen veröffentlicht, der die Rückführung von Batterien zum Recycling präzisiert (European Commission, 2023).

Der internationale Bedarf an der Rückgewinnung von Wertstoffen ist enorm, und die Kapazitäten müssen entsprechend der steigenden Rücklaufmengen ausgebaut werden. Besonders in der Elektromobilität gibt es dafür zwei wesentliche Gründe: Einerseits beginnt der Rückfluss von Batterien aus Fahrzeugen, die bereits auf dem Markt sind. End-of-Life-Mengen steigen zwar langsam an, sind aber noch nicht in allen Ländern spürbar. Ein weiterer wichtiger Faktor sind die Produktionsabfälle, die derzeit durch Giga-Fabriken und neue Zellfabriken anfallen. Diese Abfälle, wie zum Beispiel Cell Packs, können ebenfalls mit den Anlagenkonzepten der URT Umwelt- und Recyclingtechnik GmbH effizient behandelt werden. Darüber hinaus basiert die positive Prognose auf dem Szenario des Ausstiegs aus der Verbrennungsmotor-Technologie. In diesem Zeitraum wird ein großer Anteil an Elektromobilität im Markt etabliert sein.

URT betreibt aktuell Projekte in allen Phasen. Bereits sieben Lithium-Ionen-Batterie Industrieanlagen sind in Betrieb genommen, die täglich schwarze Masse produzieren. Vier weitere Projekte sind weltweit im Aufbau und weitere in Planung. Die von URT entwickelten Anlagen können bis zu 4 t/h an Lithium-Ionen-Batterien verarbeiten. Je nach Inputanforderung und Emissionsrichtlinien des Landes werden die Anlagen immer kundenindividuell gebaut. Demnach ist es beispielsweise möglich, dass der Anlagendurchsatz durch eine Nachrüstung verdoppelt wird.