Weycor Radlader mit Spezialausrüstung
Sodom und Gomorrha in der Lüneburger Heide. Über 100 000 Giftgasgranaten aus dem 2. Weltkrieg müssen geborgen werden. Ein gegen Explosionen geschützter Radlader von Atlas Weyhausen, der Weycor AR 480, hilft dabei.
Umfangreiche und komplizierte Sanierung
Der mit Panzerglas und -platten speziell gegen Explosionen gesicherte Atlas Radlader Weycor AR 480 in der noch im Bau befindlichen Schutzhalle, die über dem Dethlinger Teich errichtet wird. Der Teich ist hier noch verfüllt
© Weycor
Im 63 m breiten und etwa 12 m tiefen Dethlinger Teich, einer ehemaligen Kieselgur-Grube nahe Munster, wurden von 1942 bis 1952 mit chemischen Kampfstoffen gefüllte Granaten und Bomben entsorgt. 1952 wurde die Grube mit Erdreich und Bauschutt verfüllt. Im Laufe der Zeit begann die Verrottung verbunden mit einer Grundwasserbelastung. 2014 nahm der Heidekreis die ersten Planungen zur Sanierung auf. 2021 erfolgte die Öffnung der Grube mit einem Probeschacht und dem Fund von einigen Tausend Stück Munition. Experten entwickelten ein Sanierungskonzept. Kernstück ist, dass über dem Teich eine 97 m x 106 m große Halle errichtet wird. Sie hat ein freitragendes Dach mit einer Firsthöhe von 24 m und ruht auf einem Betonfundament und 22 m Spundwandbohlen darunter. Aus der Halle wird permanent die Luft abgesaugt und mit Aktivkohle gefiltert. Ebenso wird das Grundwasser aufgefangen und gereinigt. Die große Halle kann nur durch Schleusen mit anschließender Dekontamination verlassen werden. Weitere Hallen, zum Beispiel zur Reinigung des Grundwassers, werden angebaut. Mitte 2023 wird sukzessive mit dem Ausbaggern des Teiches und der Munitionsentsorgung begonnen. Hier arbeitet der AR 480 zur Ver- und Entsorgung der Sanierungsstelle.
Der Atlas Radlader Weycor AR 480 beim Einsatz am Sanierungsgebiet Dethlinger Teich. Im Hintergrund die 24 m hohe Schutzhalle
© Weycor
Ein einzigartiger Weycor Radlader von Atlas Weyhausen
Der Weycor AR 480 ist ein Radlader der 6-t-Klasse. Ausgerüstet ist er mit einem 2,9-l-Dieselmotor mit 55,4 kW/75,3 PS, EU-Stufe V und einem DOC- und DPF- Abgasreinigungssystem. Der hydrostatische Fahrantrieb mit 2-Stellungsfahrmotor macht ihn 20 km/h schnell, die Z-Kinematik mit hydraulischem Schnellwechsler sehr flexibel. Einzigartig wird er durch seine spezielle Ausrüstung. Die gebogene Serienscheibe ist durch eine Scheibe aus speziellem, 40 mm starken Panzerglas mit Scheibenheizung ersetzt. Ebenso ist der Boden durch passende Panzerplatten ersetzt. Alles nach Schutzstufe B6 (VPAM7) gefertigt. Zudem ist eine Atemluftversorgungsanlage auf dem Kabinendach montiert. Sie versorgt die luftdichte Kabine mit gereinigter Atemluft. Man muss schon sehr genau hinschauen, um den Unterschied zum bewährten Weycor AR 480 Standardmodell zu erkennen. Im Notfall aber, wenn chemische Kampfstoffe ausströmen oder eine Granate explodiert, ist der Fahrer in der speziellen Weycor Kabine sicher und geschützt.
Hoher Aufwand
„Es war ein sehr aufwendiges Projekt, den Radlader so umzubauen, dass er den Anforderungen, die diese sehr gefährliche und anspruchsvolle Sanierungsaufgabe stellt, in vollem Umfang genügt“, sagt Ronald Figiel, Leiter dieses Projektes beim Händler Atlas von der Wehl in Lauenbrück. „Wir kennen die Atlas Weycor Radlader als sehr zuverlässige und belastbare Arbeitsmaschinen. Auch deshalb haben wir uns für den Weycor AR 480 in der notwendigen Spezialausführung, entschieden“, sagt Carsten Bubke, Technischer Leiter beim Heidekreis. Nicht nur Solidität sondern auch Flexibilität ist am Dethlinger Teich gefragt. Die Aufgaben für den AR 480 sind vielfältig und wechseln schnell. Um dem gerecht zu werden, ist der hydraulische Schnellwechsler eine wichtige Ausstattung. Abraum mit der Schaufel transportieren, Ausrüstung oder Fundstücke mit der Palettengabel heben und bewegen usw. Die belastbare Basis ist die Weycor Z-Kinematik. Sie verträgt hohe Krafteinträge und ermöglicht exzellente Hubhöhen. Gute Sicht auf den Vorderwagen und das Anbauwerkzeug schafft die verjüngte Ladeschwinge, wie überhaupt die Sicht aus der Kabine rundum sehr gut ist. Und das ist in einer solch gefährlichen Arbeitsumgebung extrem wichtig.