„Hier ist das Herz der Kreislaufwirtschaft“

Beim Circular Valley Forum im November 2024 haben zahlreiche Ministerinnen und Minister die Bedeutung des großen Treffens in der Historischen Stadthalle Wuppertal betont. Ihre feste Überzeugung: Das Netzwerk wird weiter wachsen.

Es begann mit guten Nachrichten aus dem Kanzleramt und endete mit der Aussicht auf weitere internationale Partner. Es gab zum Auftakt eine besondere Kunstaktion und zum Finale selten gesehene Zeichnungen – das Circular Valley Forum hat mit viel prominenter Unterstützung und auf vielen Ebenen für die Kreislaufwirtschaft geworben. Mehr als 1200 Entscheiderinnen und Entscheider kamen dafür in der Historischen Stadthalle Wuppertal zusammen, darunter Mitglieder von Bundes- und Landesregierung, CEOs großer Konzerne und innovativer Mittelständler, zwei große Künstler – und ein Meistermacher.

  Matthias Diependaele, Ministerpräsident von Flandern
© Jan Turek / Circular Valley

Matthias Diependaele, Ministerpräsident von Flandern
© Jan Turek / Circular Valley

Weitere Länder bekunden Interesse

Beim Circular Valley Forum 2023 haben die Regierungschefs von Flandern und Nordrhein-Westfalen die erste grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Kreislaufwirtschaft vereinbart. Nur ein Jahr später konnte der flämische Ministerpräsident Matthias Diependaele berichten, wo diese Kooperation bereits praktische Wirklichkeit geworden ist. Unternehmen und Politik beider Regionen arbeiten in der chemischen Industrie, bei Batterien und Baustoffen zusammen. Weitere Länder haben inzwischen ihr Interesse erklärt, Teil dieses Netzwerks zu werden, darunter die Niederlande und Wales.

Der Chef der NRW-Staatskanzlei, Nathanael Liminski, hat alle Circular Valley Foren besucht – und konnte die Bedeutung aus erster Hand erläutern. Die Kreislaufwirtschaft sei für das Land und den Industrie-Standort Nordrhein-Westfalen besonders wichtig. Es biete gewaltige Chancen, Ressourcen zu schonen, Emissionen zu verringern und damit resilienter zu werden. Deshalb freute sich Liminski, dass sich dank des Circular Valleys „das Herz der Kreislaufwirtschaft“ in der erweiterten Rhein-Ruhr-Region befindet. Was München für die Sicherheitkonferenz sei, sei Wuppertal für die Kreislaufwirtschaft.

  Circular Valley Forum 2024
© Jan Turek / Circular Valley

Circular Valley Forum 2024
© Jan Turek / Circular Valley

Stadthalle wird zum Save The World Hotel

Der Weg in die Historische Stadthalle Wuppertal war bei diesem Forum ein ungewöhnlicher. Der Aktionskünstler HA Schult hatte ein Bild seines aus Abfall gebauten Save The World Hotels auf eine riesige Plane gedruckt und damit den Eingang der Halle verhüllt. So nahmen die Gäste die erste Botschaft des Tages direkt mit in die Diskussionsrunden.

Tony Cragg, einer der bedeutendsten Künstler der Gegenwart, unterstützte das Forum mit einer Skulptur – und Werken, die selbst viele Fans noch nicht kannten. Im Saal des Forums waren Zeichnungen des 75-Jährigen zu sehen.

  Fernando Carro de Prada, BAYER 04 Leverkusen
© Jan Turek / Circular Valley

Fernando Carro de Prada, BAYER 04 Leverkusen
© Jan Turek / Circular Valley

Meistermacher nennt Erfolgsfaktoren

Für Motivation und Inspiration hatte am Nachmittag des Forums unter anderem Fernando Carro gesorgt. Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Bayer 04 Leverkusen führte den Verein im Sommer zur deutschen Fußball-Meisterschaft und zum Pokalsieg. In Wuppertal erläuterte er seine Erfolgsfaktoren. Es braucht Führung, und zwar eine, die sichtbar und im engen Kontakt mit der Organisation ist. Diese Führung muss ein Team schaffen, das möglichst viele verschiedene Hintergründe und Kompetenzen mitbringt. Den Beteiligten müsse man Vertrauen und Verantwortung geben und zugleich Konflikte als notwendig für gute Entscheidung anerkennen.

Entscheidend sei zudem, die Mitarbeitenden so stark wie möglich einzubinden. Nur wer involviert werde, sei auch bereit, die Extrameile zu gehen.

  Steffi Lemke, Bundesumweltministerin
© Jan Turek / Circular Valley

Steffi Lemke, Bundesumweltministerin
© Jan Turek / Circular Valley

Unterstützung aus den Kabinetten

So wie die Rede des Meistermachers sorgten auch Bundes- und Landesministerinnen und -minister beim Circular Valley Forum für starke Impulse. Bundesumweltministerin Steffi Lemke stellte die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) vor, die das Kabinett inzwischen verabschiedet hat. Die Strategie will den Verbrauch von Rohstoffen und Abfall verringern sowie den Anteil von recycelten Materialien erhöhen. Dazu enthält die NKWS auch Instrumente. Die öffentliche Beschaffung und Vergabe sollen die Nachfrage anregen und der digitale Produktpass der „Gamechanger“ für die Kreislaufwirtschaft werden.

Sarah Ryglewski, für Nachhaltigkeit zuständige Staatsministerin im Kanzleramt, hatte zur Eröffnung des Circular Valley Forums Ziele definiert und Versprechen gemacht. Deutschland müsse ein zirkuläres Industrieland werden und Vorreiter in der Kreislaufwirtschaft sein. So könne man Rohstoffbedarf und Wachstum entkoppeln. Anders als in der Vergangenheit müsse man dabei „nicht in guter Absicht zu viele Regeln aufstellen“, sondern Fragen im Dialog lösen, sagte Ryglewski.

Auch weitere Mitglieder der NRW-Landesregierung warben für die Kreislaufwirtschaft. Die stellvertretende Ministerpräsidentin Mona Neubaur ist Schirmfrau des Circular Valley und plädierte für eine optimistische Herangehensweise: „Wir müssen den Bürgerinnen und Bürgern und den Unternehmen vertrauen“, sagte sie.

Ihr Kollege, Landesarbeitsminister Karl-Josef Laumann, betonte die Rolle der Chemischen Industrie. Nordrhein-Westfalen ist heute mit mehr als 100 000 Arbeitsplätzen der größte Standort der Branche in Deutschland. Sie sei daher eine Schlüssel-Industrie für die Kreislaufwirtschaft, weil sie Prozesse entwickele, um Stoffe in hoher Qualität wiederzuverwenden und um Abfall zu vermeiden. So eröffne die Circular Economy neue Umsatzmöglichkeiten und schaffe neue gute Arbeitsplätze in NRW.

  Steffi Lemke, Bundesumweltministerin
© Jan Turek / Circular Valley

Steffi Lemke, Bundesumweltministerin
© Jan Turek / Circular Valley

Ideen von sechs Kontinenten

Wichtige Impulse werden dabei von Startups kommen. Beim DemoDay des Forums präsentierten die jungen Unternehmen, die Circular Valley aktuell fördert, ihre Geschäftsmodelle einem großen Publikum. Die Gründerinnen und Gründer machen Treibstoff aus Plastikmüll, holen Schwermetalle aus dem Wasser, recyclen große Mengen Kleidung und entwickeln dringend benötigte Energiespeicher. Ihre Unternehmenssitze reichen von Argentinien bis Australien und von Skandinavien bis nach Uganda.

  Dr. Max Neufeind (Bundeskanzleramt), HA Schult (Künstler), Mona Neubaur (Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes NRW)
© Jan Turek / Circular Valley

Dr. Max Neufeind (Bundeskanzleramt), HA Schult (Künstler), Mona Neubaur (Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes NRW)
© Jan Turek / Circular Valley

Die Zukunft

Dr. Carsten Gerhardt, Initiator des Circular Valley und Gastgeber des Forums, machte am Ende des Treffens deutlich, wie es weitergeht: Mögliche Unternehmenspartner kommen ab sofort dank einer neuen Software des Circular Valleys noch leichter zusammen. Am 12. und 13. März 2025 gibt es die erste Messe zum Thema, die Circular Valley Convention in Düsseldorf. Und am 14. November 2025 kommt man zum nächsten Forum im Herzen der Kreislaufwirtschaft zusammen.

 


Besondere Workshops und Einblicke für Startups

Im Herbst waren 18 Startup-Teams von sechs Kontinenten im Circular Valley zu Gast, um am siebten Circular Economy Accelerator-Programm teilzunehmen. Sie erwartete ein intensives Programm, das die Vermittlung von Wissen mit inspirierenden Begegnungen mit Top-Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik verband.

  Workshop Circular Design
© Jan Turek / Circular Valley

Workshop Circular Design
© Jan Turek / Circular Valley

Workshops und Coachings

Das Programm bot den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein breit gefächertes Angebot an Workshops und Coachings, das auf die Bedürfnisse der Startups abgestimmt war. Dazu zählten:

  • Circular Design (Bas Roelofs | Circo)
  • Pitch Training und Investment Deck Training (Judith Alt | Maximilian Merklinger; Felix Mackenzie | Kearney)
  • IP Law (Dr. Samuel Königshofen & Ivo Stute | Lenzig, Gerber & Stute Patentanwälte)
  • Körpersprache (Stefanie Siebers | Stimme & Präsenz)
  • Kommunikation mit Investoren (Markus von Blomberg | Mello)
  • Life Cycle Assessment (Prof. Dr. Henning Wilts & Lucille Wulff | Wuppertal Institut)
  • Wissenschaftskommunikation (Prof. Dr.-Ing. Samir Salameh | FH Münster)
  • Strategiespiel Make it Circular (Susanne Mira Heinz | Circular Thinking)
  • Austausch mit Alumnus (Dr. Prateek Mahalwar I Circular-Valley-Startup Bioweg)

  Hot Chair Bayer
© Jan Turek / Circular Valley

Hot Chair Bayer
© Jan Turek / Circular Valley

Hot-Chair-Sessions

Eine besondere Plattform für den direkten Austausch boten die Hot-Chair-Sessions. Dabei konnten die Startup-Vertreter ihre Fragen an Expertinnen und Experten richten, die offen und praxisnah berichteten. Diese Sessions sind für die Startups nicht nur eine Quelle von Wissen und Inspiration, sondern auch eine wertvolle Gelegenheit, ihre Netzwerke zu erweitern. Gäste hierfür waren:

  • Dr. Timo Flessner | Bayer
  • Dr. Jens Busse und Dr. Nina Fechler | Evonik Ventures
  • Dr. Dorothee Becker und Jonathan Knickmann | Gebr. Becker
  • Dr. Hendrik Wehr | Vorwerk Engineering
  • Raphael Thießen | Hagedorn
  • André Rolfes | GEFA Bank
  • Peter Schmetz | Vorwerk Ventures
  • Till Rösnick | Wepa Ventures
  • Sebastian Hanny-Busch | NRW Bank
  • Benjamin Wulf & Ingrid Döring | Deutsche Sparkassenstiftung für internationale Kooperation
  • Eva Platz & Niklas Wunram | Wirtschaftsförderung Wuppertal
  • Cornelius Laaser | Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen

Schließlich erhielten die Teams noch die exklusive Möglichkeit, führende Unternehmen und Forschungseinrichtungen der Region kennenzulernen. Besuche bei Knipex, Vorwerk und der RWTH Aachen gaben ihnen Einblicke in praktische industrielle Abläufe.

Visit Vorwerk
© Jan Turek / Circular Valley

Visit Vorwerk
© Jan Turek / Circular Valley
Das Circular Economy Accelerator Programm lebt vom Engagement zahlreicher Partner und Experten, die sich oft schon zum wiederholten Male eingebracht haben – eine Besonderheit, von der Anfang 2025 auch die Startups von profitieren werden.

www.circular-valley.org


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