Schwermetallfreies Post-Consumer-PVC: Internationales Industrieforschungsprojekt gestartet
07.05.2024Die Polymer-Industrie treibt weiter Innovationen mit dem Ziel voran, Lücken in der Kreislaufwirtschaft zu schließen: Der deutsche Polymerspezialist REHAU, der Schweizer Polymerdistributor Meraxis und das französische Chemieunternehmen Kem One haben ein gemeinsames Forschungsprojekt gestartet. Ziel ist es, PVC-Rezyklate von Schwermetallrückständen – zum Beispiel Blei – zu befreien und diese wieder in den Stoffkreislauf zurückzuführen.
V.l.n.r.: Richard Baudouin (Meraxis), Alexandre Thillou (KemOne), Karine Paillot (KemOne),
Peter Voth (REHAU), Mickael Laurent (KemOne), Martin Sonntag (REHAU)
© Meraxis / KemOne / REHAU
Die kunststoffverarbeitende Industrie setzt sich dafür ein, ihre Rohstoffe und Produkte kontinuierlich zu verbessern, um die Kreislaufwirtschaft zu fördern und Kunststoffe am Ende ihres Lebenszyklus wiederverwendbar zu machen. Drei Schlüsselunternehmen der Branche haben sich zusammengeschlossen, um ihre Kompetenzen in einem gemeinsamen Industrieforschungsprojekt zu bündeln: Das französische Unternehmen für PVC-Produktion und -Verfahren Kem One, das deutsche Polymerunternehmen REHAU Window Solutions als Teil von REHAU Industries sowie der Schweizer Kunststoffdistributor Meraxis, Anbieter von Polymeren und Services für Polymerverarbeiter.
Teams aus den drei Unternehmen arbeiten gemeinsam an technologischen Lösungen, um Schwermetalle aus PVC zu extrahieren. Dabei werden mechanische und chemische Recyclingverfahren kombiniert: Zunächst werden zum Beispiel PVC-Fensterrahmen mechanisch zerkleinert. Anschließend werden dem geschredderten Kunststoff mit einem chemischen Verfahren die Schwermetalle wie Blei entzogen. Das extrahierte Blei soll dann in bereits bestehende materialspezifische Recyclingströme zurückgeführt werden. Das bleifreie recycelte PVC kann zu neuen Fensterprofilen auf Rezyklatbasis verarbeitet werden.
Erste Versuche mit entsprechenden Extraktionsverfahren verliefen bei Kem One in Saint-Fons (Frankreich) erfolgreich, sodass die Beteiligten das Projekt bereits auf Pilotmaßstab erweitern konnten. Chemie- und Prozessingenieure konzentrieren sich nun darauf, die Prozesse weiter zu optimieren und für die industrielle Nutzung vorzubereiten. Diese ist für das Jahr 2030 geplant.
Der Umgang mit Blei ist ein hochrelevantes Thema: Dies spiegelt sich sowohl in den aktuellen EU-weiten Rechtsvorschriften als auch in der gestiegenen Sensibilität der Öffentlichkeit für die Umweltauswirkungen wider. Freigesetztes Blei, das in die Umwelt gelangt, hat negative Folgen auf Ökosysteme. Das aktuelle Forschungsprojekt hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein Recyclingverfahren zu entwickeln, das die Bleiexposition reduziert und somit zum Schutz von Natur und Gesundheit beiträgt. Die Entwicklung eines solchen Verfahrens von der Pilotphase bis hin zu einer skalierbaren Lösung im Industriemaßstab bedeutet umfangreiche Anstrengungen und Investitionen.