Synergien genutzt: Eggersmann errichtet Entsorgungszentrum in Polen

Am 11. Januar 2013 fiel der Startschuss - Jacek Połomka, Geschäftsführer Zakład Zagospodarowania Odpadów Sp. z o.o., und Karlgünter Eggersmann, Geschäftsführer der Eggersmann Gruppe, unterzeichneten den Vertrag zum Bau einer Anlage zur mechanisch-biologischen Abfallbehandlung (MBA) im polnischen Marszów, nahe Zary.

Im Auftragsumfang enthalten waren sowohl Engineering, Ausführungsplanung Beschaffung, Herstellung und Lieferung von Maschinen- und Fördertechnik als auch Montage, Inbetriebsetzung, Probebetrieb und schlüsselfertige Übergabe der Anlage sowie sämtliche zum Projekt gehörende Bauleistungen. Innerhalb des vorgegebenen Zeitraums von zwei Jahren – von der Beauftragung bis zur Übergabe – konnten sämtliche Schritte erfolgreich realisiert werden, so dass die MBA Marszów sich nun bereits seit Januar 2015 im Einsatz befindet. Die dafür erforderliche Betriebsgenehmigung beschaffte ebenfalls Eggersmann.


„Wir haben dem Kunden das Entsorgungszentrum in Marszów schlüsselfertig und vollständig betriebsbereit übergeben, lediglich das Personal musste Zakład Zagospodarowania Odpadów Sp. z o. o. selbst bereitstellen“, so Waldemar Witkowski, Geschäftsführer Eggersmann Anlagenbau Kompoferm Polska. „Eine umfassende Betreuung gewährleisten wir darüber hinaus selbstverständlich auch nach der Übergabe.“ Ziele dieser Anlage- und der mechanisch-biologischen Abfallbehandlung im Allgemeinen – sind die Separation der im Abfall enthaltenen Wertstoffe für eine spätere Verwertung, die Gewinnung von Sekundärbrennstoffen sowie die Aufbereitung der organischen Fraktion gemäß den landesspezifischen Bestimmungen über die Voraussetzungen zur Deponiezuführung. Ausgelegt auf eine Jahreskapazität von rund 72 000 t Abfall werden hier nun feste Siedlungsabfälle (MSW) und Abfälle aus Gewerbe und Industrie (C&I) aus den 22 umliegenden Gemeinden mit insgesamt rund 200 000 Einwohnern verarbeitet. Durch diese Art der Massenreduktion des Materials kann das Volumen an Deponiestoffen deutlich verringert werden. Ein großer Fortschritt – wurde doch vor dem Bau dieser mechanisch-biologischen Aufbereitungsanlage der gesamte Abfall unbehandelt der Deponie zugeführt. Dieses Wissen rund um Abfallvermeidung, Wertstoffgewinnung und Recycling wird mittlerweile auch regelmäßig in einem auf dem Gelände befindlichen Seminarraum an Kinder und Erwachsene weitergegeben.


Eine Besonderheit am Bauvorhaben der MBA Marszów war die ungewöhnliche Lage des Baugeländes. Dieses befindet sich zwischen den benachbarten Ortschaften Zary und Zagan und war damals noch komplett von Bäumen bewachsen, eine Zufahrtsstraße gab es nicht. Hier zahlte es sich aus, dass die Eggersmann Gruppe nicht nur über umfangreiche Kompetenzen im Anlagenbau verfügt, sondern ebenso Spezialist im Baugewerbe ist. So kümmerte sich Eggersmann um die Erschließung des ca. 11 Hektar großen Geländes einschließlich der Planung und dem Bau der Verkehrswege sowie um die Bereitstellung von Wasser und Elektrizität. Außerdem errichtete die Firma alle auf dem Gelände befindlichen Bauten, wie Hallen, Verwaltungs- und Nebengebäude etc. und übernahm den Aufbau der Deponie.


Für die mechanische Aufbereitung lieferte und installierte Eggersmann den Stahlbau, Maschinen- und Fördertechnik, Tunneleintrags- und -austragssysteme, Siebtrommeln, optische Trennsysteme (NIR-Technik), FE- und NE-Separatoren, Vor- und Nachzerkleinerer, Ballenpressen und Sortierkabinen. Den SCHLITZ-O-MAT, einen Sacköffner für mit Abfällen und Wertstoffen jeglicher Art gefüllte Kunststoffsäcke sowie den DRUM-O-MAT – er trennt den Materialinput mit Hilfe von Siebtrommeln in verschiedene Kornfraktionen – lieferte die zur Eggersmann Gruppe gehörende Firma BRT. Die Anlage lässt sich grob in vier Bereiche teilen: die Abfallannahme, die mechanische Sortierung, die Intensivrotte und die Nachrotte.


Das eingehende Material lagert in der Annahmehalle, grob sortiert nach Hausmüll und gewerblichen und industriellen Abfällen. Je nach aktuell gefahrener Linie wird das entsprechende Material dem Sacköffner zugeführt, bevor es mit Hilfe einer Siebtrommel in unterschiedliche Fraktionen, 0–80 mm, 80–240 mm und > 240 mm, getrennt wird. Die große Fraktion geht direkt in die manuelle Sortierung, so dass noch vorhandene Wertstoffe direkt herausgefiltert werden können. Die mittlere Größenfraktion wird mittels Eisen und Nichteisenabscheidern, optischen Trennern, einem Ballistischen Separator der mittlerweile ebenfalls zur Eggersmann Gruppe gehörenden Firma Hartner und teilweise manueller Nachbereitung innerhalb von Sortierkabinen weiterbearbeitet. Mischkunststoffe, Kartonagen, Folien, Hartkunststoffe, Eisen- und Nichteisenmetalle sowie PET (farblich sortiert) werden so wieder als Wertstoffe gewonnen und können erneut innerhalb der Industrie verwertet werden. Die abgesiebte Fraktion 0-80 mm enthält den Hauptteil der noch biologisch aktiven Substanzen und wird über ein vollautomatisches Eintragssystem in die Rotte gebracht. Insgesamt ist die biologische Aufbereitung mit 7 Rottetunneln ausgestattet. Das Material wird mit Prozesswasser geimpft, bewässert und ca. 3 Wochen bei Temperaturen von 50–60 °C gelagert. Gleichzeitig wird das Material mit Ventilatoren belüftet. Die Luft wird über eine entsprechende Vorrichtung an der Tunnelrückwand abgezogen und teilweise dem Prozess erneut zugeführt (Umluftsystem). Mit Hilfe eines Wäschers und eines biologischen Filters findet eine Reinigung der Abluft statt, bevor sie nach außen an die Atmosphäre abgegeben wird. Durch den biologischen Abbau findet gleichzeitig eine Reduktion der organischen Substanz statt.


Nachdem das Material 3 Wochen in der Intensivrotte abgebaut wurde, lagert es weitere 6 Wochen auf der Nachrottefläche. Dort sorgt unter anderem der Umsetzer BACKHUS 17.55 mit Schlauchtrommel der zur Eggersmann Gruppe gehörenden Firma BACKHUS für eine schnellere Kompostierung und Stabilisierung sowie eine sichere Hygienisierung der Fraktionen. Mit einem mobilen Sieb wird das Material nochmals abgesiebt, um eine deponiegerechte Materialfraktion zu erhalten. Über einen Windsichter wird anschließend pneumatisch leichtes Material separiert und den Ersatzbrennstoffen beigemischt. Das schwere Material wird der Deponie zugeführt. Die auf dem Gelände befindliche Deponie ist zweigeteilt und besitzt ein eigenes Wasserspeichersystem. Solange ein Teil der Deponie nicht genutzt wird, dient dieser als Regenwasserspeicher und kann als Löschwasser von der Feuerwehr genutzt werden. Des Weiteren gibt es einen Prozesswasserspeicher. Das Sickerwasser wird ebenfalls gesammelt und dem Intensivrotteprozess zugeführt. Der Überschuss an Sickerwasser wird direkt ins Klärwerk abgeführt. „Marszów ist eines der Großprojekte, in denen wir sämtliche Synergien innerhalb der Eggersmann Gruppe nutzen und mit unserem Know-how auf verschiedenen Gebieten ein mehr als zufriedenstellendes Ergebnis erzielen konnten“, berichtet Waldemar Witkowski. Der polnische Markt ist für uns seit dem Bau des Entsorgungszentrums Marszów weiterhin sehr interessant. So folgten beispielsweise Projekte in Poznan, Gdansk oder Grudziadz.“ Anläßlich der Inbetriebnahme der neuen Anlage hatte die Redaktion der recovery die Gelegenheit, einige Fragen an Jacek Połomka, Präsident des Verwaltungsrates ZZO Marszów, zu stellen:


 


recovery: Was gab den Ausschlag dafür, dieses Recyclingwerk zu diesem Zeitpunkt und an diesem Standort zu bauen?


Jacek Połomka: Die Notwendigkeit des Baus einer regionalen Anlage zur Verarbeitung kommunaler Abfälle in Marszów ergab sich aus dem Bedürfnis der Gemeinden, das laut EU-Verpflichtungen vorgegebene Maß an Rückgewinnung und Recycling zu erreichen. Gemäß dem neuen Abfallbewirtschaftungssystem, das seit dem 1. Juli 2013 in Polen gilt, ist die Selbstverwaltung (d.h. die Gemeinden) für die korrekte Funktionsweise des Systems verantwortlich. Initiatoren des Baus der MBA Marszów waren 15 Gemeinden aus der Woiwodschaft Lebus, die dem Łuzycki-Gemeindeverband zugehören. Die Gemeinden haben die Zakład Zagospodarowania Odpadów Sp. z o.o. gegründet und sie mit dem Bau und dem Betrieb der Anlage in Marszów beauftragt. Die Anlage wurde gemäß den besten verfügbaren Technologien erbaut und erfüllt jegliche Umweltanforderungen, die aus dem europäischen und polnischen Recht resultieren. Die Entscheidung, die MBA gerade in Marszów zu erbauen, fiel aus logistischen Gründen. Es handelt sich um eine optimale Lage für die zwei größten Gemeinden: Zary und Zagan. Die MBA Marszów befindet sich zwischen diesen beiden Städten, in der Nähe der Landstraße Nr. 12 und ist im Wald, weit weg von Gebäuden gelegen.


recovery: Welche Besonderheiten bzw. Herausforderungen gab es während der Bauphase? Gibt es anlagentechnische Lösungen, die speziell auf dieses Werk zugeschnitten sind?


Jacek Połomka: Die in der Anlage angewandten Lösungen wurden an die Besonderheiten der Anlage angepasst: an ihre Größe, die Menge der übernommenen Abfälle usw.


recovery: Warum haben Sie sich für die Eggersmann Gruppe als Generalauftragnehmer entschieden?

 

Jacek Połomka: Die Eggersmann Gruppe hat im Verfahren um die Vergabe eines öffentlichen Auftrags das beste Angebot unter folgendem Namen abgegeben: „Entwurf und Bau der Müllverwertungsanlage“. Das Angebot wurde in Übereinstimmung mit den Vorschriften des [polnischen] Vergaberechts gewählt.


recovery: Seit Anfang 2015 ist die neue Recyclinganlage in Marszów in Betrieb – wie sind die bisherigen Betriebsergebnisse/Erfahrungen mit der neuen Anlage?


Jacek Połomka: Die Anlage funktioniert störungsfrei. Die konzipierte Technologie ermöglicht es, das erforderliche Niveau an Rückgewinnung und Recycling von Abfallprodukten zu erreichen und die Menge an in der Deponie gelagerten, biologisch abbaubaren Abfällen zu beschränken.


recovery: Wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung der Recyclingbranche in Polen ein?


Jacek Połomka: Die Abfallbewirtschaftung wird sich in Polen gemäß den EU-Anforderungen diesbezüglich weiterentwickeln. Sie wird in Richtung einer Verringerung der anfallenden Abfälle gehen, der Erhöhung des Recyclings von Abfallprodukten und der Einschränkung der Lagerung des biologisch abbaubaren Teils.


www.f-e.de

Die Eggersmann Gruppe ist ein Verbund eigenständiger Unternehmen mit 24 national und/ oder international tätigen Firmen und vier Außenstellen in Polen, UK, Frankreich und dem Irak. Neben Aktivitäten innerhalb der Bereiche Bauwesen, Objektmanagement und Anlagenbau gehört auch der Betrieb von Kompostierungsanlagen zum Leistungsportfolio des Allrounders.

x

Thematisch passende Artikel:

Eggersmann Recycling Technology

Mit Anlagenbau, mobilen und stationären Maschinen sowie Konzepten zur Erzeugung von Energie aus Abfällen ist Eggersmann einer der großen Komplettanbieter in der Recyclingbranche. Während die als...

mehr

Insolventer Nortorfer Anlagenbauer Farmatic an Eggersmann Gruppe verkauft

Der Insolvenzverwalter des Anlagenbauers Farmatic GmbH, hat das Unternehmen am 1. Februar 2018 an die Eggersmann Gruppe aus Marienfeld bei Gütersloh verkauft. Sämtliche der zuletzt 23 Arbeitsplätze...

mehr
Ausgabe 05/2022

Von Eggersmann errichtete Kompostieranlage

Für den Auftraggeber Syndikat Minett-Kompost errichtete Eggersmann Anlagenbau eine neue Kompostierungsanlage am Standort Monnerich/Luxemburg. Die offizielle Einweihung fand am 1. Juli 2022 im Beisein...

mehr
Ausgabe 06/2023 Altholz als alternative Energiequelle

Neue Dimension der Altholzaufbereitung

Ununterbrochene Hackschnitzel-Produktion Im Zuge der Energiewende wird in Braunschweig der Umstieg von Kohle auf Altholz durchgeführt – der Eggersmann Anlagenbau realisierte dazu in Zusammenarbeit...

mehr
Ausgabe 02/2019 Behandlung von Hausmüll

Innovatives Trocknungssystem mit weltgrößtem Umsetzer für den Irak

Die Faruk Gruppe errichtet in Suleymaniyah derzeit eine Anlage für die mechanisch-biologische Abfallbehandlung von 1040 t/d Hausmüll und hausmüllähnlichem Gewerbeabfall zur Erzeugung von...

mehr