Innovationsprojekt reduziert CO2-Emissionen im Recyclingprozess

SENNEBOGEN übergibt ersten akkubetriebenen Umschlagbagger 825 Electro Battery an Kooperationspartner CRONIMET

Um die CO2-Emissionen im Recyclingprozess bestmöglich zu reduzieren, hat SENNEBOGEN unter der Mitwirkung des Recycling Key-Accounts CRONIMET den 30 t Elektro-Umschlagbagger 825 Electro Battery mit Akkubetrieb entwickelt. So ermöglicht komplett emissionsfreies Arbeiten einen Nachhaltigkeitsansatz im Recyclingprozess selbst, der über die Rückführung wertvoller Ressourcen in die Kreislaufwirtschaft hinausgeht.

Ortstermin im Rheinhafen von Karlsruhe. Anlass war die Schlüsselübergabe zur Inbetriebnahme des ersten batteriebetriebenen Umschlagbaggers SENNEBOGEN 825 Electro Battery durch den Geschäftsführer Erich Sennebogen an die Firma CRONIMET Ferroleg. GmbH. Der symbolische Akt fand auf dem Werksgelände des Karlsruher Edelstahlrecyclingspezialisten statt, einem langjährigen Partner des niederbayerischen Herstellers von Materialumschlagmaschinen SENNEBOGEN.

Ziel des Innovationsprojektes war die Reduzierung der CO2-Emissionen im Recyclingprozess, um ein gänzlich emissionsfreies Arbeiten zu ermöglichen.

Bereits auf der IFAT 2022 im Frühjahr hatte SENNEBOGEN den 817 Electro Battery als erstes Modell eines neuen Maschinenkonzeptes vorgestellt: Als Ergänzung der SENNEBOGEN Elektro-Baureihe bietet ein akkubasierter Elektro-Umschlagbagger ein Höchstmaß an CO2-Einsparung bei gleichzeitiger Flexibilität durch kabellose Bewegungsfreiheit.

Wie eine Art „großer Bruder“ des SENNEBOGEN Elektro-Umschlagbaggers 817 Electro Battery mit 9 m Reichweite und 18 t Einsatzgewicht übernimmt nun der 825 das derzeitige obere Ende des Leistungsspektrums mit einem Einsatzgewicht von ca. 30 t bei 14 m Reichweite. Mit Reichweite und Einsatzgewicht basiert er damit auf dem SENNEBOGEN 825 E mit 110 Kilowatt Elektromotor. Anstelle des Gegengewichts am Heck wurde nun jedoch eine Lithium-Ionen-Batterie mit einer Speicherkapazität von 378 Kilowattstunden verbaut, die einen bis zu 8-stündigen Einsatz ohne Zwischenladen erlaubt. Das intelligente Duale Power Management ermöglicht ein autarkes Arbeiten im Akkubetrieb, aber auch den stationären, kabelgebundenen Betrieb, bei dem zeitgleich gearbeitet und geladen werden kann. Dabei wird der Akku durch überschüssig eingespeiste Leistung gleichzeitig aufgeladen. Eine zusätzliche Investition in Ladesäulen ist nicht notwendig, da der Akku dank des Onboard-Chargers und des verwendeten 63A CEE-Steckersystems an konventionelle Industriesteckdosen angeschlossen werden kann.

Im Vergleich zu bisherigen Lösungen können im Zweischichtbetrieb 125 t CO2 Emissionen pro Jahr eingespart werden.

Zudem bietet der SENNEBOGEN Elektro-Umschlagbagger 825 Electro Battery einen erhöhten Komfort in der Bedienung, da er leiser, vibrationsärmer und komplett emissionsfrei arbeitet.

Innovations-Kooperation mit CRONIMET

Schon seit 2014 arbeiten SENNEBOGEN und CRONIMET zusammen. Die CRONIMET Ferroleg. GmbH gehört zu einer weltweit agierenden Unternehmensgruppe für Metallrecycling und -handel, die im Jahr 2021 am Standort Karlsruhe 140 000 t Edelstahlschrotte und andere legierte Schrotte in den Rohstoffkreislauf zurückgeführt hat. Neun Umschlagbagger werden am Standort Karlsruhe für die Sortierung im Wareneingang, an der Schrottpresse und dem Spänebrecher sowie für die Verladung eingesetzt.

Die CRONIMET Gruppe mit 68 Standorten auf sechs Kontinenten hat sich verpflichtet, bis 2030 CO2-neutral zu arbeiten.

„Wir haben es uns nicht nur auf die Fahne geschrieben, CO2-neutral zu werden, sondern es auch umzusetzen. Daran arbeiten wir seit Jahren sehr intensiv“, sagt Marijo Zeljko, Geschäftsführer der CRONIMET Ferroleg. GmbH. So habe man bei Staplern angefangen, auf Elektromaschinen umzusteigen. Aktuell wird der Umstieg auf weitere Maschinen wie Bagger und Lokomotiven ausgeweitet. Vor zwei Jahren wurde das erste Dach in Karlsruhe mit Solar-Panelen versehen. Inzwischen gibt es am Standort Karlsruhe 40 Ladepunkte für E-Autos, kombiniert mit einem intelligenten System, bei dem alle Ladestationen miteinander kommunizieren. So werden Leistungs-Peaks, wenn Großverbraucher wie Spänebrecher und Presse am Netz sind, ausgeglichen, indem die Ladeleistung für die Autos reduziert wird.

„Wir sind bereit, kleine und große Innovationsschritte zu gehen und möchten zeigen, dass es möglich ist, das Recycling von Metallschrotten zu dekarbonisieren“, so Marijo Zeljko.

Die jetzige Kooperation mit SENNEBOGEN ist ein weiteres wichtiges Projekt auf dem Weg dorthin, nicht zuletzt durch die Größe des Umschlagbaggers eine Innovationsherausforderung. Zudem wurde das Projekt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.

Im Einsatz an verschiedenen Stationen, aber auch durch sich verändernde Materialflüsse bedarf es einer größeren Flexibilität der Umschlagmaschinen. Auf Planänderungen in Wareneingang oder Produktion kann der Bagger dank seiner Flexibilität, auch ohne Kabelverbindung arbeiten zu können, reagieren.

CRONIMETs Beitrag bei der Produktentwicklung bestand darin, umfassendes Praxis-Know-how, etwa durch intelligente Ergänzungen bei der Akkutechnik, einfließen zu lassen, aber auch durch Beteiligung im Prototypenstatus.

Zum Zeitpunkt der Schlüsselübergabe befand sich der SENNEBOGEN Elektro-Unschlagbagger 825 Electro Battery im Testlauf auf dem CRONIMET Werksgelände im Karlsruher Rheinhafen, bevor er als eine der insgesamt 13 ausgestellten Maschinen zum SENNEBOGEN Auftritt auf der bauma 2022 nach München gebracht wurde, um der Öffentlichkeit präsentiert zu werden.

recovery: Was ist das Besondere an der Umschlagmaschine SENNEBOGEN 825 Electro Battery? Welches Maschinenkonzept beinhaltet sie?

Erich Sennebogen: Das Konzept dieser Maschine ist von uns neu erdacht worden. Die Grundlage war natürlich die allgemeine Tendenz, CO2-neutral zu werden. Wir haben uns dieser Aufgabe gestellt. Mit CRONIMET haben wir dann einen Partner gefunden, mit dem wir viel diskutiert haben und der dann auch gesagt hat, der 30 Tonner ist die richtige Maschine. Wir haben ja daneben auch den etwas kleineren 817 entwickelt und auch im Rahmen dieser ganzen Thematik einige wichtige Features berücksichtigt. Zum einen eine relativ große Akku-Leistung, damit wir wirklich auch 8 Stunden im normalen Betrieb durchhalten können. Das ist für manche Einsätze eine sehr wichtige Möglichkeit, dass man das Batteriepaket in der Größe hat. Ein wichtiger Punkt ist, dass man laden kann während man arbeitet, und zwar über den Unterwagen. Dann haben wir uns für eine qualitativ hochwertige Batterie entschieden, die auch im Rahmen von Brandgefahr usw. die höchste Sicherheit bietet. Zudem haben wir die Akku-Maschine auf der gleichen Basis aufgebaut wie unsere elektrisch angetriebene Maschine. Das heißt, identische Wartung, identischer Service, identische Ersatzteile. Ein wichtiger Punkt, um etwa die Wartung dieser Maschine sicherzustellen.

recovery: Seit wann produzieren Sie diese akkugestützten Elektromaschinen?

Erich Sennebogen: Das ist jetzt eine Neuentwicklung. Wir haben vor etwa eineinhalb Jahren mit dem Thema begonnen, Gespräche geführt, haben mit unserem Vertrieb ein Lastenheft erstellt und uns gefragt, was wollen unsere Kunden? Daraus haben wir dieses Konzept entwickelt, parallel dazu eine Hochvolt-Engineering-Gruppe bei uns im Unternehmen installiert, die sich speziell mit diesem Thema beschäftigt. Die erste daraus entstandene Maschine ist der 817, eine 19-Tonnen-Maschine, die wir ja auf der IFAT 2022 vorgestellt haben. Parallel dazu haben wir auch den 825, eine 30-Tonnen-Maschine entwickelt. Beide Modelle wurden intensiv auf unserem Testgelände getestet, die 825 befindet sich ja jetzt zum Zwischentest bei der Firma CRONIMET. Die Maschine ging auch zur bauma. Die bauma war die wichtige Vorstellung für den akkubetriebenen 825. Wir produzieren jetzt parallel 817 und 825 mit Akku und haben für das nächste Jahr eine Produktionszahl festgelegt. Wir schauen mal, wie das am Markt ankommt. In der Bandbreite von 19 bis 30 Tonnen gehen diese dann in Serie. Derzeit haben wir die zwei Modelle, wir entwickeln aber selbstverständlich im Hintergrund weiter. Es kommen neue Komponenten neu auf den Markt, Akkus in verbesserter Version usw. Es bewegt sich derzeit viel in diesem Segment, da muss man jetzt am Ball bleiben.

Im Moment kann man noch nicht von einer Marktführerschaft reden. Es gibt den ein oder anderen, der so eine Akku-Maschine vorstellt oder macht, die Frage ist aber, wie viele gehen dann effektiv in den Markt. In diesem Jahr kann man das noch gar nicht so richtig abschätzen, Ende des nächsten Jahres kann ich Ihnen dann definitiv mehr sagen.  

Bei Elektro werden wir sicherlich die meisten Maschinen in den Markt bringen, weil wir elektroangetriebene Maschinen über das Netzkabel schon seit über 30 Jahren produzieren und forcieren. Hier haben wir eine extreme Beratungs- und Ausführungskompetenz. Vor 30 Jahren haben wir vor allem die Stationärgeräte bereits mit Elektromotoren ausgerüstet und haben so eine langjährige Erfahrung und viele Maschinen in der Anwendung.

recovery: Soll die Produktpalette mehr auf akkugestützte Geräte umgestellt werden?

Erich Sennebogen: Das wird der Markt zeigen. Man darf natürlich nicht vergessen, dass eine Akku-Maschine das Zweifache einer normalen Maschine kostet. Zudem ist es im Moment natürlich so, dass viele Investitionen in diesem Bereich subventioniert werden. Damit fällt es den Kunden leichter, in so eine Maschine zu investieren. Das ist nicht nur in Deutschland so, sondern auch in der Schweiz und anderen Ländern. Da muss man jetzt schauen, wie lange es die Subventionen geben wird. Denn ohne diese wird es für einen scharf kalkulierenden Betrieb schwierig, sich so eine Maschine zu leisten, weil sie dann den doppelten Stundensatz ansetzen müssen.

Zur Akku-Maschine gehört auch ein gewisser Enthusiasmus, ein Weitblick auf CO2-Neutralität. Man muss seinen Betrieb durchleuchten, wie man so eine Maschine auch optimal einsetzen kann. Das ist kein reiner Ersatz für eine Dieselmaschine, man muss Abläufe und die Logistik intern überdenken und optimieren. Auch dabei beraten wir unsere Kunden, bringen Erfahrungen und Ideen ein.

recovery: Wie man schnell merkt, ist bei Ihnen auf jeden Fall der Enthusiasmus vorhanden. Jeder Betrieb muss ein eigenes Nachhaltigkeitskonzept entwickeln. Wie sieht das SENNEBOGEN Nachhaltigkeitskonzept aus?

Erich Sennebogen: Zum einen geht es hier um die Nachhaltigkeit unserer Produkte, das heißt natürlich Elektro, Batterie, Akku, das ist Effizienzsteigerung der Maschinen über Hybridsysteme, die wir auch im Programm haben. Gegenüber konventionellen Maschinen kann man dabei nachweislich bis zu 70 % der Energie- und Wartungskosten sparen. Das sind alles Konzepte, die man mit dem Kunden ausarbeiten muss.

Das zweite ist natürlich das Thema Nachhaltigkeit bei uns im Unternehmen. Da tun wir sehr viel: Photovoltaik, Hackschnitzelheizung, allein im Werk Wackersdorf haben wir 1 Megawatt Hackschnitzelheizung. Wir erweitern unsere Photovoltaikanlagen ständig und wir arbeiten über Batteriespeicher, sodass wir Strom auch speichern können, um ihn zu nutzen, wenn wir ihn brauchen. Alle Lampen sind auf LED umgestellt, wir denken über HVO-Kraftstoffe für unsere interne Flotte nach. Bis zum Jahresende wird dies ausgearbeitet, um vom Diesel wegkommen.

Man muss sich auch fragen, welche CO2-Einsparungen haben wir bereits erreicht und welche wollen wir noch erreichen? Dazu gehört CO2-Reduktion in hohem Maße und vielleicht bis 2030 CO2-Neutralität. Umweltschutz kostet Geld und man braucht auch Ressourcen im Unternehmen. Aber wir sind ein Familienunternehmen und da denkt man eben auch an die Umwelt und das Danach. Unsere Büros werden nicht mit Klimaanlagen gekühlt, sondern durch Grundwasser, das nachher wieder in den Kreislauf eingebracht wird.

Als Unternehmer muss man ja auch ein sogenanntes Umweltaudit machen, um zu zeigen, was man erreicht und wo man noch Defizite hat. Alle Gebäude der letzten fünf Jahren wurden nach KfW-55-Standard gebaut, also mit erhöhter Wärmedämmung. Alle Gebäude haben eine Betonkernaktivierung, d.h. Fußbodenheizung auch in den Hallen, weil das die beste und effektivste Heizung ist.

recovery: Wie sehen Sie den Wirtschaftsstandort Deutschland? Welche Märkte sind für Sie zurzeit besonders wichtig?

Erich Sennebogen: Wir haben zwei Unternehmen in Ungarn. Zwei Schweißbaubetriebe. Einen sehr erfolgreichen seit 1996, vor Kurzem haben jetzt ein zweites Werk gebaut, um mehr eigene Stahlbaukompetenz und -kapazität zu haben. In Ungarn ist es ebenfalls schwer, gute Leute zu finden. Es ist leider fast europaweit so.

Für uns wichtige Märkte sind Deutschland und Europa natürlich. Wir waren auch stark in Russland, aber der Markt existiert nicht mehr. Ganz wichtig sind die USA; dort haben wir eine eigene Firma mit knapp 100 Mitarbeitern. Asien und Afrika haben Potenzial, wenn man den Materialumschlag betrachtet, sind aber nicht so riesige Märkte. Wir sind auch in Singapur mit einer eigenen Firma vertreten und betreuen von dort aus den Asia-Pazifik-Raum. Diese Märkte sind derzeit nicht ganz so wichtig, aber spielen zunehmend eine Rolle für uns. Wir haben dort auch Händler und versuchen, den Markt zu entwickeln. Neuseeland ist ein guter Markt für uns. Wir sind im Wesentlichen weltweit vertreten, weil auch unsere Kunden es sind, wie man an CRONIMET sieht.

recovery: Gibt es Strategien für die Zukunft?

Erich Sennebogen: Wir haben in den letzten fünf Jahren extrem viel investiert. Unser neues Customer Service Center an der Autobahn, in dem wir zentral den Kundendienst und die Ersatzteilversorgung gebündelt haben; das neue Stahlbauwerk in Ungarn. Zudem haben wir in den kontinuierlichen Ausbau der Werke investiert. Worauf ich besonders stolz bin: Unser neues Entwicklungs- und Technologiezentrum. Ein neues Bürogebäude, in dem die Konstruktion, aber auch Steuerungstechnik und Berechnung mit Werkstattlabor untergebracht sind. Direkt daneben entsteht eine neue Versuchshalle, in der wir Prototypen testen und optimieren mit einer eigenen Versuchstruppe. Wir leben von Technologie, von Innovation, von tollen Produkten für unsere Kunden. Der Trend geht in Richtung Technologie, Innovation, weiterhin Diversifikation mit den verschiedenen Antriebseinheiten, Aufbau von entsprechenden Fachkräften. Wir haben im Moment den höchsten Mitarbeiter-Stand im Unternehmen mit jetzt über 2000 Mitarbeitern in der gesamten Gruppe. Diese sollen sich bei uns wohlfühlen. Wir wollen das Bürogebäude schöner machen als es bei den Leuten zuhause ist. Wir bieten auch Homeoffice und flexible Arbeitszeiten an, aber wir brauchen die Leute im Büro. Denn dort entsteht Innovation und Gruppendynamik, da entsteht der Austausch zwischen Vertrieb, Technik und Produktion. Das ist unabdingbar, bei dem was wir tun. Wir sind kein Seriengroßmaschinenhersteller, der etwas entwickelt und dann tausende Exemplare davon baut. Wir sind ein Individualist, wir haben unsere Serienmaschinen, aber wir haben auch Sondermaschinen, Kundenorientierung und Speziallösungen. Das ist eine unserer Stärken.

recovery: Die Schlüsselübergabe, ein symbolischer Akt, den Sie bei jeder Maschine machen?

Erich Sennebogen: Das schaffen wir nicht, aber wir machen das schon gerne. Das machen auch unsere Vertriebsleute, Händler und Partner gerne. Wir schicken dem Kunden dann einen Schlüssel, oder es fährt ein Vertriebler von uns hin. Auf der bauma haben wir wieder einige Maschinen übergeben. Ich finde es schön, mit dem Kunden zusammen, der Schlüssel ist das Verbindende. Eine schöne Geste, die wir schon seit 15 Jahren machen, und die inzwischen auch häufig kopiert worden ist.

recovery: Herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit für uns genommen haben!

www.sennebogen.com

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