Sennebogen-Umschlagmaschine 826G unterstützt bei der Verarbeitung von Altreifen
Hier, wo vor 14,6 Millionen Jahren ein Asteroideneinschlag die Landschaft mit einem Krater überformte, ist heute das Recyclingunternehmen Böhm Entsorgung anzutreffen. Ein Familienunternehmen mit rund 100 Angestellten. 1951 wurde die Firma für den Transport von Holz, Bauschutt und Müll in Nördlingen gegründet. Wie so oft, ging der anfänglich nur auf Abfalltransporte spezialisierte Betrieb aus einem landwirtschaftlichen Familienunternehmen hervor.
Lange Zeit existierten die beiden Geschäftszweige parallel nebeneinander. 1990 kam der Transport von Sondermülltransporten zum Portfolio der Böhm Entsorgung hinzu. Erst 1991 wurde der landwirtschaftliche Betrieb aufgegeben und sich ganz auf das Recyclinggeschäft konzentriert. In dieser Zeit haben sich Michael und Helga Reinsch, die Eltern des heutigen Geschäftsführers, entschieden, den Betrieb zusammen mit dem Großvater Friedrich Böhm weiter aufzubauen. Der Kauf der Gewerbefläche in Möttingen erfolgte 1993 und in diesem Zusammenhang die Gründung einer GmbH. Das Unternehmen sah sich nicht mehr ein reines Transport- und Entsorgungsunternehmen, sondern mehr und mehr auch als Abfallaufbereiter. Der Abfall sollte wieder als Sekundärrohstoff eingesetzt werden. Am 01.01.1995 wurde der Firma Böhm Entsorgungs GmbH die Genehmigung zur Errichtung und zum Betrieb einer Aufbereitungsanlage von Altholz erteilt. Damit begann ein ganz neues Kapitel in der Firmengeschichte, deren Ausbau und Weiterentwicklung bis heute anhält.
In den folgenden Jahren wurden die beiden Geschäftsfelder Aufbereitung von Altholz und die Aktenvernichtung weiter gestärkt, es kam eine Lagerhalle dazu, eine andere wurde ausgebaut. So konnten im Besonderen verschiedene Papiersorten sortiert und behandelt werden. Um auch die Emissionen so niedrig, wie möglich zu halten und die Mitarbeiter zu schützen, wurden im Jahre 2007 sowohl die Benebelungsanlagen ausgebaut als auch eine Kehrmaschine für die Reinigung der befestigten Flächen angeschafft.
Mit der Eröffnung der Kunststoffaufbereitungs- und -sortieranlage startete die Böhm Entsorgung ein weiteres neues Kapitel in ihrer Firmengeschichte. Die Erweiterung des Portfolios ging auch mit der Vergrößerung des Firmengeländes in Möttingen auf 60 000 m2 einher. Um die Produktqualität der Altholzaufbereitung zu verbessern, erfolgte 2013 die Installation eines NE-Abscheiders in diesem Bereich. Nicht nur die Altholzaufbereitung wurde optimiert, das Unternehmen Böhm investierte auch in die Kunststoffaufbereitung. So konnte 2018 ein neuer Kunststoffschredder, ein Festplattenschredder und ein Vorzerkleinerer in Betrieb gehen.
In über 70 Jahren ist das Unternehmen zu einem wichtigen Recyclingbetrieb in seiner Region geworden, mit insgesamt vier Fokusbereichen:
Aufbereitung von Altholz
Die Anlage zur Wiederaufbereitung von Altholz zählt zu den größten und modernsten in der Region. Das angelieferte Altholz wird von den Mitarbeitern zunächst auf dem Möttinger Gewerbehof gesammelt und eingestuft. ln einem aufwendigen Verfahren wird Altholz der Klassen A I bis A III wie Möbel, Paletten, Latten, Verschalungen etc. von Fremdstoffen wie Metallschrauben, nichtmagnetischen Metallen sowie anderen Störstoffen getrennt. Das Altholz wird dann zu Holzhackschnitzeln verarbeitet.
Akten- und Festplattenvernichtung
Die Akten und Dokumente werden abgeholt und entsprechend in Sicherheitscontainern verschlossen. Anschließend werden sie auf dem Recyclinghof entladen und in der Aktenvernichtungsanlage bis zur vollständigen Unkenntlichkeit geschreddert. Neben sensiblen Daten auf Papier können auch alle Arten digitaler Datenträger nach H5 vernichtet werden.
Altpapieraufbereitung
Papier ist ein Abfallstoff, der bei der Firma Böhm Entsorgung nahezu vollständig recycelt wird. Im ersten Arbeitsschritt werden die Papierabfälle in speziellen Behältern erfasst und nach Sorten wie Mischpapier holzhaltiges, holzfreies, bedrucktes oder beschichtetes Papier und Kartonagen getrennt bzw. sortiert. Danach wird das Material gepresst. Die gepressten Ballen gehen von Möttingen aus in die Papierindustrie in ganz Europa. Aus dem recycelten Papier werden wieder neue Produkte wie z. B. Kartonverpackungen, Küchenrollen, Servietten, Toilettenpapier hergestellt.
Kunststoffaufbereitung
Kunststoffabfall ist ein viel diskutiertes Problem unserer Zeit. Strohhalme, Flaschen Besteck aus Plastik und vieles andere mehr. Die Böhm Entsorgungs GmbH trägt in ihren Maßstäben zur Beseitigung dieses Problems bei. Auf 1500 m2 werden Kunststoffe wie z.B. Kanister, Fässer, Eimer wieder aufbereitet. Zunächst werden die Stoffe sauber von Störstoffen getrennt und sortiert. Anschließend gehen die zu Ballen verpressten sortierten Altkunststoffe in den Weiterverarbeitungsprozess anderer Dienstleister.
Zuwachs – die neue Umschlagmaschine 826G von Sennebogen
Auch eine Reihe weiterer Abfälle, wie Gewerbeabfälle, Reifen, Sperrmüll, Bauschutt oder Schrott werden im Gewerbehof angenommen, getrennt und zur Entsorgung verpackt. Dort kommt auch der jüngste Zuwachs der Böhm Entsorgung zum Einsatz, die Sennebogen Umschlagmaschine 826G. Diese speziell für das Aufgabengebiet der Arbeit auf Recyclinghöfen entwickelte Umschlagmaschine zeichnet sich durch Effizienz und Zuverlässigkeit aus. Mit einer Reichweite von 13 m stellt sie die optimale Lösung für Recycling und Schrottumschlag dar. Die hochfahrbare Komfortkabine des 826G gewährleistet neben einem angenehmen auch einen sicheren Arbeitsplatz mit guter Rundumsicht, hoch genug, um auch höhere Schubbodenfahrzeuge direkt zu beladen. Verschiedene Sicherheitssysteme sorgen zusätzlich noch für ein sicheres Arbeiten auf Recyclinghöfen. Die Feinfühligkeit sowie die Geschwindigkeit der Maschine machen sie zu einem geeigneten Instrument für Sortier- und Recyclingaufgaben.
Das Team der recovery nahm die Gelegenheit wahr, die Neuanschaffung im täglichen Betrieb zu erleben und mit Manuel Reinsch, dem Geschäftsführer der Böhm Entsorgung, zu sprechen.
recovery: Herr Reinsch, können Sie uns kurz das Unternehmen Böhm Entsorgung vorstellen?
Manuel Reinsch: Wir sind ein langjähriges Familienunternehmen mit ca. 100 Angestellten. Mein Opa hat neben seinem landwirtschaftlichen Betrieb auch Abfälle transportiert. Ende der 1980er Jahre entschied er sich dafür, dass er die Landwirtschaft aufgibt und dann den Weg in die klassische Entsorgung geht, obwohl das damals in den 1980/90er Jahren eher Transportunternehmen zwischen der Abfallanfallstelle und der Deponie waren. Ab den 1990er-Jahren bestand das Familienunternehmen aus Opa Friedrich Böhm und meinen Eltern Helga und Michael Reinsch. In dieser Zeit ist der Aufbau der Firma auf diese beiden Generationen zurückzuführen, wofür ich sehr dankbar bin.
Mein Großvater führte auch eine Zeit lang die Deponie in Nördlingen. Das ganze Thema Recycling in seiner Komplexität hat erst in den 1990er Jahren so richtig gegriffen mit der Verpackungsverordnung, dem dualen System. Ab da wurde angefangen, Abfälle zu trennen. In den letzten 20 bis 30 Jahren hat das Thema dann an Fahrt aufgenommen.
recovery: Das Familienunternehmen engagiert sich auch in sozialen Bereichen mit vielen kreativen und spannenden Angeboten, was motiviert sie dazu?
Manuel Reinsch: Recycler haben einen relativ schweren Stand, wir gelten immer noch ein bisschen als Müllabfuhr. Aber das hat sich doch inzwischen sehr gewandelt, wir sind im Thema Kreislaufwirtschaft mittendrin, es werden viele Dinge technisch weiterentwickelt, z.T. ist das High-End-Technik, was im Recyclingbereich zu finden ist.
Wir müssen an unserem Image arbeiten. Deshalb haben wir uns überlegt, schon bei den Kindern anzufangen, und so haben wir in Mettingen einen öffentlich zugänglichen Spielplatz aus 100 % Recyclingmaterial mit dem Thema Recyclinghof mitfinanziert, neben anderen hat uns auch Sennebogen mit Spenden für den Spielplatz unterstützt. Die Kinder können so das Recycling spielerisch erlernen, es werden viele Dinge erklärt, man kann das Sortieren von Abfällen spielerisch begreifen. Spaß und Action sollen hierbei mit dem Thema Nachhaltigkeit, Abfalltrennung und Umweltbewusstsein verbunden werden. Somit bekommen unsere Kleinsten schon von Anfang an den wichtigen Stellenwert des Recyclings auf besondere Art mit auf den Weg. Natürlich haben wir auch ein Eigeninteresse, uns bekannter zu machen, unsere Logos finden sich auf den Behälter wieder etc.
recovery: Um ein Recyclingunternehmen rentabel zu betreiben, muss auch ein entsprechender Input gesichert sein. Woher erhalten Sie das Material? Wohin geht das von Böhm aufbereitete Material?
Manuel Reinsch: Unser Einzugsbereich für Containerdienste liegt ca. 60 km im Umkreis, außerdem erhalten wir Material von Entsorgern lokaler Dienste, die kommen dann auch aus größerer Entfernung, Ebenso werden unsere Endprodukte auch über größere Entfernungen an den Weiterverarbeiter/Abnehmer transportiert.
Für private Kunden haben wir eine kleine Anlieferstraße mit Boxen, wo die entsprechenden Materialien einsortiert werden können. So können auch Privatkunden ihre Abfälle hier entsorgen.
Insgesamt sind unsere verarbeitenden Mengen über die letzten Jahre konstant geblieben, aber unser Spektrum ist gewachsen, die Aufbereitungstiefe hat zugenommen und dadurch wird das ausgeglichen, was uns vielleicht an Materialmenge fehlt. Jährlich haben wir hier einen Durchsatz von ca. 120 000 t.
recovery: Man benötigt nicht nur ausreichend Material, sondern auch gute Mitarbeiter. Wie stehen sie diese Herausforderung gegenüber?
Manuel Reinsch: Ich muss etwas dafür tun, um etwas zu bekommen. Ich bin kein Freund von dem sich pauschal beschweren. Ja, es gibt Engpässe, aber ich kann mich auch als Firma so präsentieren und auf die Wünsche der Mitarbeiter eingehen, dass ich MitarbeiterInnen bekomme. Manchmal muss man auch neue Wege gehen. Wir haben viele Flüchtlinge bei uns angestellt, die möchten gern arbeiten. Für Sortiertätigkeiten muss ich nicht perfekt Deutsch sprechen. Und wir haben eine Deutschlehrerin eingestellt, die einmal in der Woche hier Deutschkurse gibt, Sprache ist Integration.
recovery: Ihr neuestes Mitglied im Maschinepark ist der 826G von Sennebogen. Wie sind Sie auf die Firma Sennebogen gekommen?
Manuel Reinsch: Mein Vater hatte früher in seinem Büro einen runden Tisch und zu Weihnachten wurden dort immer die Werbegeschenke aufgestellt. Vor rund 20 Jahren hat Sennebogen einen Umschlagbagger als Modell zu Weihnachten verschickt mit der Anmerkung „Lieferung Ihres neuen Sennebogen-Umschlagbaggers“. Und mein Vater hat daraufhin bei Sennebogen angerufen und gesagt, das brauchen wir jetzt – aber in größer. Bis dahin hatten wir noch keinen Umschlagbagger, die Anlagen wurden mit Radladern bestückt.
So sind wir zu Sennebogen und die Umschlag-/Sortierbagger gekommen. Mittlerweile betreiben wir hier acht Umschlagmaschinen. In den 20 Jahren haben wir mal enger mit der Firma Sennebogen zusammengearbeitet, mal nicht so eng. Jetzt ist die jüngste Lieferung, der 826 von der G-Serie, hier in Möttingen in Betrieb gegangen.
recovery: Wo kommt der neue Sortierbagger zum Einsatz und warum wurde gerade jetzt diese Anschaffung getätigt?
Manuel Reinsch: Wir haben hier den Elektroschredder für die Zerkleinerung von Reifen und haben beschlossen, dass wir für den Schredder eine eigene Lademaschine benötigen. Vorher ist eine Maschine immer hin- und her gewechselt, aber das war dann nicht mehr effizient.
Nachdem wir diesen Entschluss gefasst hatten, fragten wir bei den Herstellern an, holten Preise ein. Dann kam die IFAT und Sennebogen präsentierte sich auf der IFAT mit Ihrem Gesamtkonzept wirklich gut: was die Maschine anbetrifft, von der Beratung, der Kommunikation her und am Ende war es auch vom Preis/Leistung-Verhältnis her das beste Gesamtkonzept. Deshalb haben wir uns bewusst für Sennebogen entschieden. Dann ging es ganz schnell, der Bagger wurde Ende Mai bestellt und Ende August geliefert.
recovery: Warum gerade dieses Modell?
Manuel Reinsch: Wir wollten ein etwas größeres als das bisher dafür genutzte Gerät haben, sowohl vom Ausleger als auch vom Gewicht her. Dann sind wir die Größen durchgegangen, und haben schon im Gespräch auf der IFAT gemerkt, dass der 826G von der Größe her perfekt war.
recovery: Die Maschine ist schon drei Monate im Einsatz, wie zufrieden sind sie mit ihr?
Manuel Reinsch: Solange ich nichts höre, ist es immer das Beste … Im Gespräch mit dem Fahrer und bei der Abnahme ist mir überhaupt nichts zu Ohren gekommen, was nicht passte. Wenn unser Fahrer glücklich ist, dann bin ich es auch. Wenn der Mitarbeiter von der Maschine begeistert ist, dann bringt er auch seine Leistung. Die Fahrer haben ein Mitspracherecht bei der Entscheidung. Sie müssen am Ende mit der Maschine arbeiten, das ist im Bereich der Umschlagmaschinen, aber vor allem auch im LKW-Bereich sehr wichtig. Ich muss es absegnen können, aber am Ende kennt der Fahrer sich damit aus. Der Fahrer war zur Abnahme auch bei Sennebogen im Werk, damit schafft man eine ganz andere Bindung zu der Maschine, der Fahrer geht achtsam mit seinem Gerät um. Er hat gesehen, wie „seine“ Maschine dort fertiggestellt wird. Das war schon ein Erlebnis.
Vielen Dank für das interessante und offene Gespräch!
Umschlagmaschine 826G
von Sennebogen
Neue Kabine: MaxCab3, z.B. mit Folientastatur in der Bedienung, die wichtigsten Schalter sind oben zentral in der Kabine angeordnet
822, 824, 826 die Recyclingfamilie sind alle elektrisch vorgesteuert, d.h. mit den Joysticks, mit denen man die Maschine bedient
Die Maschine kann auf verschiedenen Fahrerprofile konfiguriert werden
826G ist eine Zwischengröße 27 t zwischen 821E und 825E, die Maschinen haben ca. 10 % mehr Traglast bekommen im Vergleich zur E-Serie
Die 826G besitzt den großen Unterwagen für mehr Standfestigkeit
der Ausleger hat eine Reichweite von bis zu 13 m
Die Maschine arbeitet etwas aggressiver als die E-Serie, die Hydraulikflüsse wurden optimiert, dadurch wurde auch das Ansprechverhalten der Maschine optimiert, im Resultat ist schnelleres Arbeiten damit möglich,
Hohe Servicefreundlichkeit, herausschwenkbarer Schmierbehälter